A. Ohh!
Madonna von Schmerlebach.
Gibt es übrigens Madonna von Schmerlebach!
Das habe ich nicht gewußt, das es die gibt. Das ist eine Wallfahrtskirche.
Meine Mutter hat das immer so hingesagt.
"Jetzt gucktst Du wie Madonna von Schmerlebach!"
Aber ich habe die nie gesehen, die Madonna, aber da könnte ich mir vorstellen, das die so guckt, wie die Madonna... so ne Gottesmutter und ihr Kind...

J. Und die hat so was altes, also nicht weil sie so alt von den Jahren ist, sondern sie hat was wie aus den 30ern oder so...

I. Maria, die eigentlich Greta Garbo ist, oder aussieht, wie Greta Garbo.

M. Ja die Frau ist sehr schön, aber sie ist auch irgendwie... ja ... keine Ahnung.

A. Die sieht aus wie eine zart besaitete Künstlerin. Total gruselig, weil das Baby so aussieht, wie ein Monster.

M. Das ist wirklich sehr böse.
Nur der Mutter scheint es nicht aufzufallen.
Aber die Mutter denkt auch gerade an was und was sie denkt, zeichnet sich als Schatten auf ihrer Schläfe ab. Es ist auch eine Gestalt, vielleicht bemerkt das Kind diese Gestalt.

A. Das Baby sieht aus wie... mir fällt das Wort Ausgeburt ein.

V. ... weil das Kind doch irgendwie entstellt wirkt.  Es ist eine Mutter, die innerlich tot ist und das hat auf das Kind abgefärbt.

C.... so eine Situation einer Nachbarin, wo ich seit drei Jahren immer so ein Kindergeschrei höre und man denkt immer, das Kind wird immer vergewaltigt, weil es so schreit „Nein, ich will das nicht. Lass das, lass das.“

V. Aber böse finde ich sie nicht, aber sehr schmal in ihren Möglichkeiten für Emotionen, wahrscheinlich auch ein bisschen müde vom Leben.

J. Auf jeden Fall ist die Frau total gruselig. Sie ist der Inbegriff einer schwarzen Frau. Schwarze Frau hört sich total negativ an, aber die sich sehr der Welt verschlossen hat.

I.  Also die Garstigkeit des Kindes hat die Schönheit der Greta Garbo- Maria zu einem verhärmten, unterernährten, frustrierten Mütterchen verkümmern lassen.

V. Es hat eine gewisse Trauer. Irgendwie ist dieses Kind nicht so gesund geboren.
Die Frau ist auch nicht so richtig traurig. Sie hat nur Trauerkleidung an, aber an sich zeigt sie keine Trauer im Gesicht.

V. Sie reißt sich auch schon zusammen, das sieht man auch, aber das reicht nicht aus. Man könnte denken, sie nimmt sich zusammen, aber es führt zu nichts.

A. Als ob sie sich auf die Unterlippe beißt und wie wenn sie in sich den Kampf führt, aber es ist doch mein Kind und ich muss es doch lieben, aber eigentlich will sie es von sich stoßen und sie findet es widerwärtig.

I. Ein Anti- Jesus- Kind- Bildnis.

A. Eine hoffnungslose Situation. Da ist Hopfen und Malz verloren. Also da hofft man, dass die eigentlich tot sind oder so. Vielleicht sind die ja auch schon tot und wenn sie tot sind, das sie einfach in Frieden ruhen, die sich entspannen können.

C. Und letztes Jahr sehe ich diese Frau, die ja eine schöne Frau ist, aber irgendwie stumm leidet mit einem rothaarigen, bleichgesichtigen, pickligen Jungen, der auch vor der Eisdiele steht und mit so rotgeränderten Augen auch wieder so schreit und die Lederhose vollgepisst hat und da habe ich mir vorstellen können, die sitzt da und hat den einfach so ignoriert und da denke ich mir... diese arme Frau muss dieses Kind erleiden, weil es pinkelt sich immer in die Hose und wenn man es dann waschen will, dann schreit es immer: „Nein, das will ich nicht...nein ich will das nicht. Lasst mich, lasst mich.“
Weil es brennt natürlich wie Harry und da wird man drei Jahre lang gequält mit meinem Nachbarn und ich habe es allen Leuten immer so erzählt: „Hörst Du das auch und wir sind wirklich verückt geworden und dann habe ich letztes Jahr diese arme Mutter mit diesem Kind gesehen.